Der Mutterpass
Der Mutterpass ist ein kleine Buch, welches die Schwangere immer mitzuführen hat. Hier stehen wichtige Information für die Ärzte drin, die die Schwangere (weiter) behandeln (z.B. Krankenhaus, Notarzt).Hier findet ihr die Erklärungen der einzelnen Seiten und Abkürzungen.
Seite 1
Hier findet ihr den Stempel eures Arztes und die nächsten Untersuchungstermine.
Seite 2
Auf dieser Seite findet ihr die Befunde der Laboruntersuchungen.
- Blutgruppenzugehörigkeit:Diese wird benötigt um eine Rhesus-Unverträglichkeit feststellen zu können. Das bedeutet, wenn eine rhesus-negative Frau in deren Blut der Rhesusfaktor fehlt, ein Kind von einem rhesus-positiven Mann bekommt, wird vermutet, dass auch das Kind einen positiven Rhesus- Faktor hat. Somit bildet das Blut der Frau Antikörper und kann das Blut des Kindes, welches positiv ist zerstören. Ist eine Rhesus-Unverträglichkeit zu erwarten, wird die Mutter mit einem Serum geimpft. Dieses Anti-D-Serum sorgt dafür, dass im Blut der Mutter keine Antikörper gebildet werden.
- Antikörpersuchtest:Bei diesem Test wird untersucht, ob sich Antikörper gegen Blutgruppen-Antigene gebildet haben. Ein negativer Antikörpersuchtest ist der Normalfall. Bei rhesus-negativen Frauen wird mehrmals auf Anti-D-Antikörper untersucht. Lassen sich bis zur 28. - 30. Woche keine Anti-D-Antikörper nachweisen, so wird eine Anti-D-Prophylaxe durchgeführt. Man spritzt ein Anti-D-Serum und verhindert so, dass der Körper der Mutter selbst Antikörper bildet. Der Antikörpersuchtest zur Bestimmung der Blutgruppen-Antigene wird im Laufe der Schwangerschaft wiederholt (Antikörper-Suchtest-Kontrolle).
- Röteln- HAH- Test: Eine Rötelinfektion während der ersten drei Schwangerschaftsmonate kann schlimme Folgen für das Kind haben: Herzfehler, Blind- oder Taubheit, geistige Defekte. Deshalb wird mit einer Blutuntersuchung geprüft, ob ein Schutzwert vorhanden ist.
Seite 3
Auch hier findet man Ergebnisse einer Laboruntersuchung:
- Chlamydien: Der Muttermund (Zervix) wird mit einem Scheidenabstrich auf eine Chlamydieninfektion untersucht um eine Infektion ausschließen zu können. Chlamydien sollten unbedingt behandelt werden, denn sie kann beim Neugeborenen zu Augen- und Lungenentzündungen führen.
- Röteln- HAH- Test Kontrolle: Falls beim ersten Röteln-Bluttest festgestellt wurde, dass die Schwangere nicht ausreichend gegen Rötelnviren geschützt ist, wird eine zweite Blutuntersuchung veranlasst.
- Antikörper-Suchtest-Kontrolle: Bei diesem Test wird erneut untersucht, ob sich Antikörper gegen Blutgruppen-Antigene gebildet haben.
- LSR (= Lues-Such-Reaktion): Es wird untersucht, ob eine Syphilis-Infektion vorliegt. Ist der Befund positiv, werden weitere Tests gemacht, ob die Infektion ausgeheilt ist oder weiter besteht. Damit das Kind gesund zur Welt kommt, müsste eine medizinische Behandlung so schnell wie möglich einsetzen.
- HBs- Antigen: Dieses ist der Test für Hepatitis B. Dabei handelt es sich um eine Leberinfektion. Dieser Test wird im letzten Trimenon durchgeführt.
Seite 4
Hier findet man die Informationen über weitere Schwangerschaften. Diese sind wichtig, um vielleicht Auffälligkeiten der vergangenen Schwangerschaft vorzubeugen. In der Tabelle findet man folgene Begriffe:
- Spontangeburt: Ganz normale Geburt ohne operative Hilfe
- Sectio: Kaiserschnitt
- Vaginale Operation: Geburt mit der Saugglocke oder der Zange
- Abort: Fehlgeburt
- Abruptio: Schwangerschaftsabbruch
- EU: Extrauterinschwangerschaft (Schwangerschaft, bei der sich der Keim außerhalb der Gebärmutter entwickelt)
Seite 5
Auf dieser Seite befindet sich der Anamnese Bogen und allgemeine Befunde. Dieses wird bei der ersten Vorsorge- Untersuchung vorgenommen um eventuelle Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Es gibt einen kleinen Überblick der Krankengeschichte. Nach den allgemeinen Befunden wird eine Schwangerschaft dann evtl. als Risiko-Schwangerschaft eingestuft. Werdende Mütter, die als Risiko-Schwangere eingestuft werden, brauchen deshalb aber keine Angst haben. Es ist lediglich, dass sie in der Schwangerschaft intensiver betreut werden um ein Risiko auszuschließen.
Auch hier findet man einige, vielleicht unbekannte, Begriffe:
- Gravida: Gravida beschreibt die gesamte Anzahl der Schwangerschaften einer Frau. Die bestehende Schwangerschaft und eventuell vorausgegangene Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche werden mitgezählt.
- Para: Para beschreibt die Anzahl der Geburten.
- Primpara: Bedeutet "ist eine Erstgebärende". Es meint eine Frau, die bereits zwei Schwangerschaften ausgetragen hat.
- Anamnese ist die Krankenvorgeschichte, die einzelnen Punkte der individuellen Vorgeschichte durchgeht.
- Diabetes: Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Hypertonie: Bluthochdruck
- Genetische Erkrankungen: Erbkrankheiten
- ZNS: Zentrale NervenSystem (= Gehirn und Rückenmark)
- Thromboseneigung: Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln innerhalb der Blutgefäße, vor allem in Krampfadern.
- Adipositas: Fettleibigkeit. Das Gewicht der Frau liegt mehr als 20 Prozent über dem Normalgewicht.
- Skelettanomalien: Veränderungen am Knochenbau. Bei Beckenanomalien kann der Geburtsvorgang erschwert oder unmöglich sein.
- Zustand nach Sterilitätsbehandlung: Nach solchen hormonellen Behandlungen kommt es öfter zu Mehrlingsgeburten.
- Komplikationen post partum: Dies sind Störungen nach der Geburt, zum Beispiel bei der Lösung des Mutterkuchens oder bei einer starken Nachgeburtsblutung bei ausbleibender Uteruskontraktion.
Seite 6
Auf dieser Seite befinden sich besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf. Mögliche Vorbelastungen oder Besonderheiten auf die geachtet werden sollte.
Dadrunter findet man die Terminbestimmung. Hier gibt es genaue Informationen über die letzte Periode und wann (Datum) in welcher Schwangerschaftswoche (SSW) die Schwangerschaft festgestellt wurde. Diese bestimmten den Entbindungstermin (ET). Im Laufe der Schwangerschaft kann dieser korrigiert werden, da man nicht den genauen Tag des Eisprunges (Befruchtung) bestimmen kann.
Auch hier findet man einige Fremdbegriffe:
- Abusus:
- Placenta praevia
- Hydramnion
- Oligohydramnie
- Placenta- Insuffizienz
- Isthmozervikale Insuffizienz
- Anämie
- Indirekter Coombstest positiv:
- Hypotonie
- Einstelungsanomalie
- Ggf. Hyperemesis
Seite 7 und 8
Auf dieser Seite findet man das Gravidogramm. Dort wegen die Vorsorgeuntersuchungen (alle 4 Wochen / später alle 2 Wochen) eingetragen.
Die ersten drei Spalten sind das Datum, die Schwangerschaftswoche (SSW) und ob die SSW korrigiert werden müssen.
Die vierte Spalte ist der Fundusstand (Symphyse-Fundusabstand). Der Fundus ist am oberen Gebärmutterrand und wird ertastet: Er fühlt sich wie eine Muskelschicht an und wandert mit zunehmender Schwangerschaftsdauer immer mehr nach oben.
Eintrag Fundusstand leer |
andere Schreibweise leer |
entspricht SSW leer |
Bedeutung leer leer |
Symphysen Fundusstand cm |
S/0 | S | 12.SSW | Kind am Schambein zu tasten | 0 |
2/S | S+2 | 16. SSW | Kind 2 Querfinger über Schambein zu tasten | 6 |
N/3 | N-3 | 20. SSW | Kind 3 Querfinger unter Nabel zu tasten | 17 |
N/0 | N | 24.SSW | Kind am Nabel zu tasten | 22 |
Rb/N | N+3 | 28.SSW | Kind zwischen Rippenbogen und Nabel zu tasten | 26 |
Rb/3 | Rb-3 | 32.SSW | Kind 3 Querfinger unter Rippenbogen zu tasten | 29 |
Rb/0 | Rb | 36.SSW | Kind am Rippenbogen zu tasten | 34 |
Rb/2 | Rb-2 | 40.SSW | Kind 2 Querfinger unter Rippenbogen zu tasten | 36 |
Die fünfte Spalte ist die Kindslage. Dort findet ihr folgende Abkürzungen:
SL (Schädel-Lage)
BEL (Becken-Endlage oder Steißlage)
QL (Quer-Lage).
Die sechste Spalte gibt an ob Herztöne zu hören sind. Dort wird ein " + " vermerkt.
Die siebte Spalte gibt an ob sich das Kind bewegt (Kindsbewegung). Dort wird auch ein " + " vermerkt.
Die achte Spalte sagt aus, ob Wassereinlagerungen (Ödeme) eingetreten sind. Auch dort wird ein " + " vermerkt, wenn Wasseinlagerungen (meist in den Beinen, Füßen) eingetreten sind.
Die neunte Spalte sagt aus, ob Varikosis (Krampfadern) aufgetreten sind. Das sind Blutstauungen in den Venen, die Spannungsgefühle und Schmerzen in den Beinen erzeugen. Krampfadern erhöhen die Gefahr von Trombose.
In der zehnten Spalte wird das aktuelle Gewicht festgehalten. Eine extreme Gewichtszunahme ist ein Risikofaktor für Mutter und Kind, denn sie könnte die Versorgung des Ungeborenen verschlechtern.
In der elften Spalte findet man die Abkürzungen RR (syst./diast.). Das sind die Blutdruckwerte. (RR nach Riva-Rocci) Ein niedriger Blutdruck beginnt ungefähr bei 100/70, ein hoher bei 140/90. Bei Schwangeren mit Blutdruckproblemen achtet der Arzt immer auch darauf, ob das Ungeborene gut versorgt wird und richtig wächst.
In der zwölften Spalte findet man die Abkürzung HB (Eryl). Diese Untersuchung dient zur Feststellung von Blutarmut (Anämie). Blutarmut bedeutet nicht etwa zu wenig Blut, sondern den Mangel an Blutfarbstoff (Hämoglobin). Er nimmt in den Lungen Sauerstoff auf und transportiert ihn zu den einzelnen Zellen des Körpers – auch zu denen des ungeborenen Kindes. Um es zu bilden braucht der Körper Eisen!
In den Spalten dreizehn bis sechzehn findet man die Aufschrift (Eiweiß, Zucker, Nitrit, Blut) Sediment. Das ist eine Urinkontrolle. Anhand eines Teststäbchens werden die Werte festgestellt. Wird Zucker im Urin gefunden, kontrolliert man auch den Blutzucker, um eine Schwangerschafts-Diabetes (Zuckerkrankheit) auszuschließen. Nitrit und Blut im Urin deuten auf eine Entzündung der Blase oder die Niere hin. Für Harnwegsinfektionen sind viele Schwangere leider anfälliger als sonst.
Die siebzehnte Spalte gibt Informationen über die Vaginale Untersuchung. Hierbei ertastet der Arzt die Beschaffenheit von Muttermund und Gebärmutterhals. Am Ende der Schwangerschaft wird auch festgestellt, ob der Kopf schon in das Becken eingetreten ist.
+ | C 3 | Gebärmutterhals voll erhalten 3 cm |
½ | C2 | Gebärmutterhals verkürzt auf 2 cm |
1/3 | C1 | Gebärmutterhals verkürzt auf 1 cm |
0 | C 0 | Gebärmutterhals verstrichen |
0 | MM geschl | Muttermund geschlossen |
FK | MM für Fi Ku | Muttermund für Fingerkuppe eingängig |
Fe | MM für Fi | Muttermund für Finger eingängig |
Fd | MM für Fi | Muttermund für Finger durchgängig |
2 Fd | MM für 2 Fi | Muttermund für 2 Finger durchgängig |
Eine kleine rote achtzehnte Spalte "Risiko- Nr. nach Katalog B": Hier wird zur schnellen Orientierung des Arztes eine Symbolnummer von Seite 6 für mögliche Schwangerschaftskomplikationen eingetragen.
Und zum Schluß, in der neunzehnte Spalte gibt es noch die Kategorie "Sonstiges/Therapie/Maßnahme".
In dem Gravidogramm werden auch einige unbekannte Abkürzungen zu finden sein:
- idem: gleichbleibend
Seite 9
Auf dieser Seite findet man Besonderheiten zu Katalogen A und B, als auch stationäre Behandlungen während der Schwangerschaft und Cardiotokographische Befunde.
Besonderheiten und Ergänzungen zu den Risikokatalogen werden hier eingetragen, zum Beispiel wenn eine Amniocentese (Fruchtwasseruntersuchung) durchgeführt wurde.